Man spricht viel über Sprache, wenig über Schweigen. Dabei ist das Schweigen nicht bloß die Abwesenheit von Worten, sondern deren Voraussetzung. Wer nicht schweigen kann, kann auch nicht sprechen – nicht wirklich. Seine Worte sind Lärm, nicht Mitteilung.
Die Moderne hat das Schweigen vergessen. Sie feiert die Expression, die Selbstdarstellung, das endlose Reden über das eigene Befinden. Doch wer sich ununterbrochen äußert, hat nichts zu sagen. Die Klassik wusste das. Ihre Texte sind sparsam, jedes Wort ist abgewogen. Sie vertrauen darauf, dass der Leser mitdenkt – dass er die Pausen versteht.
Schweigen ist nicht Resignation, sondern Konzentration. Es ist der Raum, in dem Gedanken Form annehmen können. Wer schreibt, muss schweigen können. Sonst schreibt er nicht, sondern schwatzt.